Erdbestattung auf dem russisch-orthodoxen Friedhof – Ganz in Weiß

In jeder Kultur finden sich Unterschiede bei der Ernährung, der Musik oder der Mentalität. Diese Unterschiede zeigen sich auch an den Beisetzungen verschiedener Kulturkreise und Religionen.
Nach dem unerwarteten Tod eines Mannes der russischen Gemeinde in Berlin stand für die Angehörigen schnell fest, dass dieser auf dem einzigen zivilen russisch-orthodoxen Friedhof Berlin Tegel im Berliner Bezirk Reinickendorf beigesetzt werden soll.

Russisch-orthodoxe Bestattungen sind im Regelfall Erdbestattungen, Urnenbestattungen kommen fast nie vor. So wurde für diesen Fortgegangenen ein wunderschöner, strahlendweißer Sarg ausgewählt, der mit ebenfalls weißen Blumen auf dezent grünem Blattwerk geschmückt werden sollte.

Die Bestattung selbst wurde so anberaumt, dass sie genau auf den neunten Tag nach dem Eintreten des Todes stattfand. In der orthodoxen Religion hat der neunten Tag nach dem Ableben eine besondere Bedeutung, da dem Glauben nach hier die Seele zu Gott gehen darf, um dort bis zum vierzigsten Tag auf die Entscheidung über den weiteren Verbleib in Paradies oder Hölle zu warten.

Am Beisetzungstag konnten die Familienangehörigen, Freunde, Bekannte und Geschäftspartner vom ewig Ruhenden verabschieden. Das Lebewohl sagen am offenen Sarg ist auf russisch-orthodoxen Abschiednahmen üblich, auch wenn man das bei deutschen Beerdigungen kaum noch sieht. Deshalb wurde der Dahingegangene im offenen Sarg in der St.-Konstantin-und-Helena-Kirche vom Vormittag an bis 14:00 Uhr jederzeit frei zugänglich für die Trauergäste aufgebahrt. Die leuchtend blauen Zwiebeltürme dieser kleinen Kirche, die als Friedhofskapelle dient, leuchteten an diesem sonnigen Tag besonders reizvoll der Trauergemeinde entgegen.

Um 14 Uhr begann der private Gottesdienst, den die Gäste mit kleinen brennenden Kerzen in ihrer linken Hand begleiteten. Nach dessen Abschluss eine halbe Stunde später wurde der Sarg verschlossen. Dann wurde dieser würdevoll unter dem Gesang eines Chores hinausgetragen und an der ausgesuchten Beisatzstelle feierlich der Erde übergeben. Auch hier erklang eine Melodie durch den Chor. Da es auf diesem Friedhof keine Sargträger oder Mitarbeiter zum Öffnen der Grabstelle gibt, hatten wir die Öffnung durch geschultes Personal veranlasst und im Vorfeld professionelle Sargträger für den Tag der Beerdigung bestellt.

Die Verabschiedung am Grab nahmen die Trauernden vor, in dem sie Sand mit einer oder beiden Händen griffen und großzügig über den gesenkten Sarg warfen.

Musik wird zu Beisetzungen dieser Glaubensrichtung nicht gespielt. Dafür kann ein Chor für den Gesang der Kirchenlieder über die russisch-orthodoxe Kirche oder den Priester bestellt werden.

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